• 1923 - 1976

     

    Hans Platschek wurde am 12. März 1923 in Berlin geboren, als der ältere von zwei Brüdern. Die Eltern waren jüdisch, die Mutter Bertha, eine geb. Rotholz, der Vater Max Platschek, Inhaber einer Bekleidungsfabrik. Die Familie verließ Berlin 1939 und fand in Montevideo, in Uruguay, ein neues Zuhause. Dort begann Hans Platschek mit dem Studium an der Kunsthochschule, veröffent­lichte schon früh politische Karikaturen in einer Tageszeitung und war Mitglied im Verband der Kunststudenten.

    Bereits 1948 hatte er die erste Einzelausstellung in Montevideo, später stellte er in Buenos Aires und Santiago de Chile aus und nahm an der 1. Biennale São Paulo und an der 1. Mostra Internazionale degli Art Clubs in Turin teil.

    1953 kehrte er nach Europa zurück und unternahm zunächst ausgedehnte Reisen. In Paris lernte er Max Ernst kennen und Raoul Hausmann, Tristan Tzara, Hans Arp und Asger Jorn. Von 1955 bis 1963 lebte er in München, wo er 1957 die erste von zahlreichen Ausstellungen in der Galerie van de Loo hatte. München war in der Zeit auch Schauplatz einer neuen Kunstgruppe, S.P.U.R., deren Mitglieder Platschek mit dem Informel und den Arbeiten der Gruppe Cobra bekannt machten, auch mit Asgar Jorn selbst.

    1958 nahm Platschek an der XXIX Biennale in Venedig teil, im Jahr darauf an der II. documenta in Kassel und an der 5. Biennale in São Paulo. 1960 erhielt er den Förderpreis der Stadt München und hatte Ausstellungen in Turin, Tokio und Rio de Janeiro, 1962 in Rom, Florenz und Verona. Er war befreundet mit Emilio Vedova, Renato Guttuso, Constant und Pierre Alechinsky.1963 übernahm er eine Gastdozentur an der Hochschule für Gestaltung in Ulm und siedelte nach Rom über, ging im Jahr darauf nach London, um über Tanger, Paris und Amsterdam endlich in Hamburg sesshaft zu werden, wo er bis zu seinem Tode im Jahre 2000 lebte.

    Von 1967 bis 1976 war Hans Platschek mit der Schriftstellerin Gisela Elsner verheiratet.

  • 1948

    Murcielago, 1948

     

    1948

  • 1957, 1958

     

    Pajaros, 1957

    Idol, 1958

  • 1962

    Revue de pajaros, 1962

     

    1962

  • 1979, 1981

     

    Johanna lesend, 1979

    Stilleben mit zerbrochenem Ei, 1981

  • 1988, 1998

    Roma (Triptychon), 1988

    Roma (Triptychon), 1988

    Haus und Palme, 1998

     

    1988, 1998

  • 1977 – 2000

     

    Nach der Teilnahme an der Biennale Rostock und Einzelausstellungen (1979 bis 1981) in Kopenhagen, Tondern und Aars, reiste er nach Madrid und arbeitet dort mit Künstlern wie Antonio Saura, Tápies, Motherwell, Rivers, Kurt Hoffmann Sonderborg und Constant an einer Plakatserie „Künstler für den Frieden“.

    Mit Markus Lüpertz, Konrad Klapheck und Werner Schmalenbach veranstaltete er Gespräche am Runden Tisch in der Kunstsammlung Nordrhein-Westphalen in Düsseldorf und traf mit Jean Baudrillard, Helmut Heissenbüttel und György Ligeti zusammen. 1988 wurde er Ehrengast der Villa Massimo in Rom, im Jahr darauf erhielt er die Medaille für Kunst und Wissenschaft der Freien und Hansestadt Hamburg.

    In Berlin, Rostock, Kiel und Wien wurden Einzelausstellungen veranstaltet und 1993 kehrte er zu einem längeren Aufenthalt nach Montevideo zurück. In Wien lernte er den Maler Georg Eisler kennen, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband.

    Im Wintersemester 1997 hatte er eine Gastprofessur an der Gesamtschule Kassel inne, die Kunsthalle Emden ehrte ihn mit einer Retrospektive.
    Am 9. Februar 2000 starb Hans Platschek in Hamburg.

Hans Platschek war nicht nur Bildender Künstler, sondern auch Publizist und Kritiker, ein „Maler, der schreibt“, wie es 2003 der Kunsthistoriker Werner Hofmann in seiner Würdigung aus Anlass einer Ausstellung mit Werken aus dem Nachlass im Hamburger Ernst-Barlach-Haus formulierte. Als Kritiker zeigte er „erfrischenden Mut zur Polemik“ (Lothar Romain). In seinem mittlerweile klassischen Werk „Die Dummheit in der Malerei“ (zuerst 1984 mit zahlreihen Nachauflagen, zuletzt eine erweitere Neuausgabe 1998) wird das besonders deutlich: Platschek zögert nicht, Personen zu nennen, die zu den „Säulenheiligen des Kunstbetriebs“ gehören. Nolde oder Kandinsky sind für ihn auf unterschiedliche Weise überschätzt, suspekt war ihm auch Beuys, der „Metaphysiker im Supermarkt“. Die Essays in diesem Band sind, weil grundsätzliche Fragen stellend, mehr als Zeitzeugnisse: Es sind „Essays nicht über, sondern für die Kunst“ (Lothar Romain, 1998).

Der Testamentsvollstrecker, Rechtsanwalt Kurt Groenewold, errichtete im Jahre 2005 die Hans Platschek Stiftung mit Sitz in Hamburg. Zweck der Stiftung ist nach dem Willen von Hans Platschek, Ausstellungen zu organisieren und literarische und wissenschaftliche Arbeiten zu unterstützen, die sich mit seinem Werk beschäftigen.

Der schriftliche Nachlass liegt bei der Berlinischen Galerie und ist einsehbar, der künstlerische Nachlass wird von der Stiftung selbst verwaltet. Die Stiftung hat ein Verzeichnis des künstlerischen Nachlasses (1923-2000) von der Kunsthistorikerin Silke Reuther erstellen lassen.

Jährlich wird der Hans Platschek Preis für Kunst und Schrift im Rahmen der art Karlsruhe verliehen an Künstler, die wie Hans Platschek in beiden Gattungen arbeiten.