Ulrike Groos, Laudatio auf Sandra Boeschenstein
Download PDF
Ulrike Groos leitet seit 2010 das Kunstmuseum Stuttgart, wo sie u.a. die Ausstellungen „Andreas Magdanz. Stuttgart Stammheim“ (2012), „Candice Breitz. Ponderosa“ (2016) und „Patrick Angus. Private Show“ (2017) kuratierte. Von 2002 bis 2009 stand die Kunsthalle Düsseldorf unter ihrer Leitung. 2010 kuratierte Ulrike Groos die „11. Triennale für Kleinplastik“ in Fellbach. Von 2008 bis 2013 war sie Mitglied der Jury für Bildende Kunst der Villa Massimo. Sie ist Mitglied zahlreicher Gremien, seit 2012 gehört sie dem Stiftungsrat der Camille Graeser Stiftung an sowie dem Beirat der Konrad Knöpfel-Stiftung Fritz Winter. 2017 wurde sie in die Ankaufskommission des Bundes berufen. Zu den zahlreichen Publikationen gehört „Fritz Winter: das Innere der Natur“ (2013), das sie zusammen mit Julia Bulk veröffentlichte.
Sandra Boeschenstein studierte Philosophie und Kunstgeschichte an der Universität Zürich und an der Universität für Kunst und Design, Bern. 2012 erhielt sie den Förderpreis von Kanton und Schaffhausen.
„Sandra Boeschenstein arbeitet mit Bild und Sprache. Ihr Medium ist der Zeichenstift, mit dem sie Arbeitshefte, groß- und kleinformatige Papierblätter oder ganze Wände füllt. In präziser, detailfreudiger Zeichensprache schafft sie mit Linien, Punkten, gestempelten Mustern oder gespannten Fäden rätselhafte Bildwelten, in denen immer wiederkehrende Alltagsdinge wie Tische oder Vitrinen auftauchen. Ergänzt durch Aphorismen und Satzfragmente, entstehen erzählerische, fiktionale Text-Bild-Dialoge, die ihre Arbeiten zu einem intellektuellen Vergnügen machen.“
(Ulrike Groos)
Sandra Boeschenstein ist in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten, und hat an Einzel- und Gruppenausstellungen, u.a. 2009 im Aargauer Kunsthaus, 2015 im Künstlerhaus Bethanien, Berlin und 2016 in der Hamburger Kunsthalle teilgenommen.
Sandra Boeschenstein,
Dankrede
Platschek kommentiert
von Sandra Boeschenstein
Frage und Behauptung sind zwei Begriffe, die als Paar verstanden, einen tollen Tanz hinlegen in der Kunst. Es ist dieser Tanz, der sich dem Ambivalenten annimmt, welcher mir gefällt, also die präzise Unschärfe und der energische Sinndrall anstelle eines statischen Sinngefüges. Ich habe diese Qualität in Platscheks Werk in einer Gruppe von kleinformatigen Collagen gefunden, die 1999 entstanden sind. Sie zeigen mir eine Bild- und Wirklichkeitsbefragung, die beinahe zart ist. Die sechs kleinen Collagen sprechen von der faszinierenden Gefügtheit unserer Wirklichkeit, wo sich die Mediale- mit der Bedeutungsachse permanent kreuzt und schärft, mal als Duell und mal als Liebschaft. Die Kreuzungen sind schon in den Titeln dieser Werke angelegt, wo die materielle Ebene des Geklebten wie selbstverständlich neben einer abgebildeten Bedeutungseinheit steht, also: Collage mit Kronen, Collage mit Ameise, Collage mit Anziehpuppe, oder was mir besonders gut gefällt: Collage mit Balkon. Hängt sich da die eine Realität logenartig aus einer anderen heraus oder in eine andere hinein?
13. März 2014
Fotos: Jürgen Rösner