Marie-José van de Loo
1Es war im Mai 1966, ich hatte Hans einige Jahre nicht gesehen, als er mir auf dem Bahnsteig der Victoria Station entgegenkam. An seiner Seite Gisela Elsner: schwarzes dichtes Haar, schwarzer dicker Liedstrich – ganz Cleopatra, im Minirock, und Hans, sehr cool in seinem Auftreten, quirlig, kosmopolitisch. Als dreizehnjährigem Teenager war es mir schrecklich peinlich, im knielangen Tweed- Rock mit Halbschuhen aufzukreuzen.
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Die Aussicht allerdings, mit den beiden einige Stunden in Swinging London zu verbringen, während der Rest meiner Schulklasse sich die Zeit bis zur Weiterfahrt nach Edinburgh mit dem Klassenlehrer totschlagen musste, fand ich sehr verlockend. Und zurecht, denn Hans und Gisela hatten sorgfältig einen Plan für mich ausgeheckt. Zunächst ging es zum Hauptsitz der BBC in die Aufnahmestudios. Ich war schwer beeindruckt, in welch aufregenden Umfeld die beiden arbeiteten. Zum Lunch führten sie mich sehr fein aus zu Spaghetti Bolognese.
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Der Abstecher in die Carnaby Street war ein Muss und sie opferten sich, mit mir die Shops dort zu durchstöbern. Ich war begeistert. So wollte ich leben! Dass sie sich in einer existentiell schwierigen Lage befanden und ihr Leben nicht eben „swinging“ war, war mir natürlich nicht bewusst. Ich war nur dankbar, dass sie sich so kümmerten, und wenn ich zurückdenke, rührt es mich noch heute.
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